Wed, 2023-09-27 16:00

Hallo ARIS-Community,
ist es aus Sicht der Notation von EPK’s bzw. eEPK’s möglich, statt einem „Dokument“ vom Typ „Informationsträger“ eine „Klasse (Class)“ als Input- und Outputdokumente für eine Geschäftsfunktion zu verwenden?
Die Vorteile der Nutzung von (Fach-)Klassen an Stelle von Informationsträgern in EPK's liegen aus meiner Sicht auf der Hand:
- Klassen können durch Attribute genauer und strukturierter beschrieben werden (Infoträger besitzen nur genau eine Beschreibung)
- Klassen unterliegen einer umfassenderen und universellen Wiederverwendung (z. B. in der Domain Architecture)
- In EPK's wird nur der Klassenname angezeigt, die Detaillierung erfolgt in einem Klassendiagramm
- Rein Informationstechnisch sollte eine Klasse einen ähnlichen Stellenwert wie ein Informationsträger besitzen
Mir ist es außerordentlich wichtig, dass die Notation sauber eingehalten wird. Da es sich hier im Grunde um zwei unterschiedliche Notationen handelt (EPK und UML), wirft diese Konstellation aus meiner Sicht einige Fragen auf?
- Ist es möglich, diese zwei Notationen zu kombinieren?
- Und auf welcher Notations-technischen Grundlage basiert diese Kombination?
- Ist die EPK-Notation offen genug, um "Notations-fremde" Elemente aufzunehmen?
Im liebsten wäre es mir, wenn ich diesbezüglich einen Auszug aus der EPK (oder eEPK)-Notation sehen könnte...!
Wichtiger Hinweis: Diese Diskussion zielt darauf ab, Klassen in Geschäftsprozessen zu verwenden. Die Diskussion soll nicht dazu anregen, EPK's in der Systemmodellierung als Ersatz für UML-Activities zu verwenden!
Vielen Dank!
Gruß
Tobias Küllmer
Hallo Herr Küllmer,
es ist möglich Klassen als Eingabe/Ausgabe von Funktionen in einer EPK zu verwenden. Dies sieht dann folgendermaßen aus:
Klassen werden schon seit langer Zeit genau für diesen Zweck genutzt. Man muss allerdings beachten, dass Klassen und Informationsträger nicht auf dem gleichen Abstraktionsniveau angesiedelt sind. Mein Kollege Herr Roediger hat zu den unterschiedlichen Abstraktionsniveaus in der Datenmodellierung einen Artikel geschrieben, auf den ich sie gerne verweisen möchte. Danach würde man die Klasse eher auf einer logischen Modellierungsebene verwenden, aber nicht unbedingt auf der konzeptionellen. Dort kämen eher Cluster und Fachbegriffe zum Einsatz.
Falls sie das Objekt Klasse nicht in ihrer Symbolleiste finden, kann es sein, dass der von ihnen gewählte Filter das Objekt nicht enthält. In diesem Fall müsste der Filter entsprechend angepasst werden.
Sie können eine Klasse, die sie in einer EPK verwenden, in UML Diagrammen wiederverwenden. Dadurch können sie die Klassen weiter mit Mitteln der UML verfeinern. Ob das methodisch sauber ist, ist allerdings fraglich, wenn die Klasse auf UML Seite z.B. im Softwaredesign weiterverwendet wird. Dann würde ein und dasselbe Objekt auf unterschiedlichen Abstraktionsniveaus verwendet. Ob das sinnvoll ist, kann aber nicht pauschal beantwortet werden.
Hallo Herr Küllmer,
noch eine Anmerkung von mir. Sollten Sie auf die Verwendung von Klassen in EPK's nicht verzichten wollen, sollten sie auf jeden Fall für die verschiedenen Abstraktionsebenen unterschiedliche UML Profile definieren und dann die entsprechenden Stereotypen und Tagged Values sauber verwenden. Auf diesem Weg kann die von meinem Kollegen angesprochene Vermischung der Abstraktionsebenen auch vermieden werden, allerdings wird es dann nötig, die verschiedenen Ebenen der Klassenmodellierung voneinander abzuleiten und miteinander in Beziehung zu setzen.
Mit freundlichen Grüßen
Uwe Roediger